BR-Newsletter | 01.10.2018

01.10.2018

Gleichberechtigung, ein Männerthema?

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Was bringt das Thema Gleichberechtigung den Männern? Warum soll ich das Frauenvolksbegehren unterschreiben?

Also abgesehen von den positiven Auswirkungen durch fairer verteilte Arbeit und Einkommen oder bessere Vereinbarkeitsmaßnahmen, vielleicht doch noch mehr, als im ersten Moment gedacht. 
Vor allem im Arbeitskontext, wo man sich das Gegenüber nicht immer aussuchen kann, entstehen durch ungleiche Verhältnisse oft konfliktbeladene, unangenehme und ungesunde Situationen - für alle.

In einem aktuellen Social Media Kommentar hat Thomas Schmidinger, tätig am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und mit Erfahrung als ehemaliger Betriebsrat, sehr persönlich zusammengefasst, warum auch Männer mindestens ebenso Anlass haben müssten, endlich zu echter Gleichberechtigung zu kommen.

Wir dürfen seinen Text, der auf Facebook erscheinen ist, hier als Gedankenanstoß zitieren:

  • Als Mann erlebe ich es immer wieder als unangenehm, wenn ich im Arbeitskontext mit Männern zu tun habe, denn unter Männern kommt oft der Versuch auf, Verbindung durch Abwertung von Frauen herzustellen. Ich bin privat sehr selten in reinen Männerrunden unterwegs und wenn, kann ich mir diese aussuchen. Aber beruflich gibt es immer wieder Situationen wo man es mit (oft auch älteren und mächtigeren) Männern zu tun hat. Ich erlebe es dabei immer wieder, dass dann so ein älterer und mächtigerer Mann versucht eine "freundschaftliche" Verbindung aufzubauen indem er einen kleinen sexistischen Scherz über weibliche MitarbeiterInnen, Frau oder Freundin oder sonstwas macht. Das Herstellen von Kumpanei auf Basis des Geschlechts, ist meiner Erfahrung nach eine der Säulen des Patriarchats und es entsteht immer eine unkonfortable bis peinliche Situation, wenn ich darauf nicht einsteige, den Scherz nicht lustig finde oder widerspreche, wenn gerade mal behauptet wird, dass "das mit der feministischen Sprachpolizei" nun "wirklich langsam zu weit" ginge. Ich finde diese Situationen immer extrem unangenehm. Immerhin sind Frauen in meinem Leben immer sehr wichtig gewesen, als Freundinnen, intellektuelle Wegbegleiterinnen, Vorbilder, Genossinnen, Partnerinnen und so vieles mehr. Ich will nicht auf Kosten der wichtigsten Menschen in meinem Leben männliche Solidarität erleben! Deshalb ist es auch in meinem ureigensten Interesse als Mann, mich für eine echte Gleichberechtigung meiner Freundinnen, Genossinnen und Wegbegleiterinnen einzusetzen. Ich will nicht mehr mit mächtigen alten Männern konfrontiert sein, die mich in solche Situationen bringen.
    Dagegen kann man auch verschiedensten Ebenen gegensteuern. Nicht mitmachen und im Alltag lieber die Peinlichkeit zu ertragen, die entsteht, wenn man dem sexistischen Alltagshabitus widerspricht, bei sexistischen Scherzen nicht mitlacht usw. ist sicher eine der wichtigsten Ebenen. Ein bisschen was kann man auch tun, indem man nächste Woche, vom 1. Oktober an, das Frauenvolksbegehren unterschreibt. Ich habe es ja schon längst bei der ersten Runde unterschrieben aber wer noch nicht hat, jetzt ist die Gelegenheit! Auch für uns Männer, die wir nicht mehr in sexistischer Männerbündelei leben wollen! Ich bin überzeugt davon, dass auch von uns viele das Patriarchat satt haben!

In diesem Sinn: schaut Euch das zumindest mal an!
https://frauenvolksbegehren.at/

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Mit bestem Gruß,

der Betriebsrat

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