BR-Newsletter | 06.11.2018

06.11.2018

It's a Man's World - aber ist das gesund?

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

Willkommen im November, dem Monat der Männergesundheit. Gleich zwei Tage werden diesem Thema gewidmet: der 3. und der 19. November. Die Aktion „Movember“, bekannt durch den Oberlippenbart, ist vielleicht auch ein Begriff.

Soweit so gut. Also schon wieder Aktionen und Tage, die niemanden interessieren, oder? Aber vielleicht lohnt doch ein Blick in die Thematik. Fakten gefällig?

Im Schnitt leben Männer auch in Österreich sechs Jahre kürzer als Frauen.

In Klöstern beträgt der Abstand zwischen den Lebenserwartungen der Geschlechter aber nur ein Jahr. Gründe dafür vermuten Forscher_innen vor allem im Lebensstil, der Ernährung, der sinnerfüllten Arbeit, der Möglichkeit Ausgleich zu finden und in der Reduktion von Stress – interessanterweise ist für Ordensleute in leitenden Funktionen Stress dann auch wieder ein Thema.

Vorsorgeuntersuchung 27:59 (Männer:Frauen, in %)

Immer noch sind Männer weniger bereit, sich Vorsorgeuntersuchungen zu unterziehen, wie eine Veröffentlichung des deutschen Ärzteblattes in Bezug auf Krebsvorsorge zeigt. Und das obwohl jeder zehnte Mann an Prostatakrebs erkrankt und die Überlebensrate bei Früherkennung von Hodenkrebs doch mittlerweile schon bei 98% liegt - es also durchaus schwerwiegende Gründe aber auch viel Hoffnung gibt.

Dafür ist auch ein gut ausgebautes Gesundheitssystem notwendig, was uns derzeit ja zur Verfügung steht - wenn man(n) es nutzt. Was passiert, wenn solche Services nur wenigen zugänglich sind, zeigt die Situation in den USA. Obwohl die USA die höchsten Ausgaben (Anteil am BIP) für Gesundheit aufweisen, sind diese hochwertigen Angebote nicht allen gleichermaßen zugänglich. Prognosen rechnen daher dort mit einem Rückgang der Lebenserwartung bis 2030, wobei auch hier Männer deutlich kürzer leben als Frauen.

Weltweit begeht ein Mann pro Minute Selbstmord

Ist es schon für viele Männer also schon schwer genug, sich bei rein körperlichen Problemen jemandem anzuvertrauen, so ist es bei psychischen Problemen noch um ein Vielfaches schwieriger.

Warum gerade Männer derart betroffen sind, versucht eine britische Studie der Samaritans mit der Art und Weise zu erklären, wie das „Männerbild“ in der Gesellschaft immer noch mehrheitlich geprägt ist. Eigenschaften wie Kraft, Unbesiegbarkeit und vor allem Kontrolle über alle Lebensbereiche bezeichnen einen Standard, der kaum in gesundem Maß zu erfüllen ist. Das führt wiederum zu einem Gefühl der Niederlage und im schlimmsten Fall zu Kontrollverlust. Um die geforderte Kontrolle wiederzuerlangen, ist Hilfe zu holen in dieser Denkweise keine Option. Ein Teufelskreis beginnt, der nicht selten in Krankheit, Sucht und Depression endet.

Genug Fakten? Was tun?

Zuallererst wäre die jährliche Vorsorgeuntersuchung ein guter Anfang. Die steht für alle Versicherten ab dem vollendeten 18. Lebensjahr und anspruchsberechtigte Angehörige kostenfrei zur Verfügung.
Link: Infos zur Vorsorgeuntersuchung

Auch im Betrieb haben wir einige Möglichkeiten, um einen gesunden Anfang zu machen. Unsere arbeitsmedizinischen und arbeitspsychologischen Fachleute stehen für alle Anliegen zur betrieblichen Gesundheit zur Verfügung. 
Linksammlung: Angebote betriebliche Gesundheit

Wir haben im Betriebsrat ein Mal pro Monat einen Beratungstag für Betroffene von chronischen Krankheiten..
Link: Beratungsangebot "Verein Chronisch Krank".

Aber ohne etwas ganz Wesentliches wird das nicht gehen:
Auf sich selbst aber auch aufeinander schauen!

  • Jack Urwin, der Autor des Buches „Boys don’t cry“ beschreibt das letzte Gespräch mit seinem Vater, das er als 10-Jähriger führte, so: „[…] als ich ihn fragte, wie es ihm ginge, nachdem er ein paar Tage wegen Grippe nicht zur Arbeit gewesen war, [stand er auf] … und erklärte: ‚Besser!‘ und dann ging er ins Badezimmer, um zu sterben.“ Urwin erzählt weiter, dass bei der Obduktion schnell klar wurde, dass der Vater schon lange unter unbehandelten Herzproblemen gelitten hatte und sogar frei verkäufliche Medikamente dagegen einnahm, aber zu keinem Arzt ging und auch nicht darüber redete.

Es gilt also zu allererst den Teufelskreis „das schaffe ich alles alleine“ zu durchbrechen, Warnsignale bei sich selbst und auch bei anderen zu erkennen, sich trauen darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen – auch bei psychischen Belastungen, Konflikten und in Situationen, in denen man(n) allein nicht weiterkommt.

Dann wäre ein großer Schritt in Richtung „Männergesundheit“ getan – von dem schlussendlich alle profitieren: man(n) selbst, die Kollegenschaft und natürlich nicht zuletzt die eigenen Angehörigen.

Links und Tipps zum Weiterlesen:

Movember Stiftung für Männergesundheit

Klosterstudie

Artikel „Männer bleiben Vorsorgemuffel“

Artikel zum Thema „Lebenserwartung in Industriestaaten“

Studie Samaritans „Men, Suicide and Society“ (Englisch)

Artikel „Warum Männergesundheit einen Bart hat“

Mit bestem Gruß,

Ihr Betriebsrat

Impressum: Betriebsrat für das allgemeine Universitätspersonal Universitätsring 1, 1010 Wien, braup.univie.ac.at